Anreise (Karfreitag, 06.04.2007) Nachdem wir in den letzten beiden Jahren zu Ostern Barcelona und Madrid besucht hatten, nun also Sevilla. Da die Lufthansa Sevilla leider nicht direkt anfliegt, machten wir einen kleinen Umweg über Málaga - einen Umweg, den wir nicht bereuten. Da über die Ostertage direkt in Málaga für Hotelzimmer geradezu unverschämte Preise verlangt werden (Stichwort Semana Santa), hatten wir uns eine Unterkunft in Torremolinos, einem Badeort ca. 25km westlich von Málaga reserviert. Torremolinos ist von Málaga aus in ca. 20 Minuten mit dem Vorortzug (Cercanías C1) zu erreichen. |
Auf dem Weg zum Hotel - es wurde schon langsam dunkel - passierten wir das Menschenspalier vor einer der Oster-Prozessionen. Grund genug, das Gepäck schnell an der Rezeption des nahe gelegenen Hotels abzugeben und die Prozession zu besichtigen (weiteres dazu auf der folgenden Seite). Gerade dadurch, dass diese hier nicht so perfekt ablief, wie in den großen Städten, war die Stimmung in der engen Gasse sehr ursprünglich und ein echtes Erlebnis. Für uns war es die wohl beeindruckendste Prozession, die wir erlebten (wenn auch bei weitem nicht die größte) und ein toller Auftakt der Reise. Leider begann es dann zu regnen, so daß die Veranstaltung abgebrochen wurde. Dabei war aber das "Wendemanöver" der Maria in der engen Gasse eine echte Leistung der Träger und wurde auch nach geglücktem Vollzug durch die Umstehenden gebührend beklatscht.
Und so erleben wir den Beginn unseres Osterurlaubes statt "im warmen Süden" mit einem kühlen Regenguß. |
Málaga (Ostersonnabend, 07.04.2007) Nach einem ausgiebigen Frühstück machten wir uns auf nach Málaga. Zuerst bummelten wir von der Endstation der Vorortbahn zum Hafen und dann in die Altstadt. Die Kathedrale war wegen einer Ostermesse nicht zu besichtigen und so zogen wir weiter zur Alcazaba, der alten Königsburg von Málaga. Unterwegs trafen wir dann eine weitere Osterprozession, die wir uns natürlich auch ansahen. Die Alcazaba stammt in ihrer Anlage noch aus maurischer Zeit und beeindruckte vor allem durch die wunderschönen kleinen orientalischen Gärten. Obwohl auch die uralten Befestigungsanlagen und die Ausblicke auf die Stadt durchaus sehenswert sind, die Vielfalt der Gärten mit ihren Brunnen, schattenspendenden Bäumen und lauschigen Plätzchen gefielen uns am besten und ließen uns an die Geschichten aus 1001 Nacht denken. Die Berichte von paradiesischen Gärten und traumhaften Palästen finden hier durchaus ihre Bestätigung |
Anschließend wanderten wir dann noch hinauf auf die Festung Castello Gibralfaro, die früher mit der Alcazaba ein riesige Verteidigungsanlage bildete, die mit gemeinsamen Außenmauern, aber getrennten inneren Bollwerken ihresgleichen sucht. Das Castello beeindruckte uns vor allem durch seine Größe und die Lage hoch über Stadt und Hafen. Man kann auf der Mauer der inneren Verteidigungslinie das gesamte Castello umrunden und die immer wechselnden Ausblicke auf die Stadt, das Mittelmeer und die umliegenden Höhenzüge genießen. Im Inneren gibt es eine Ausstellung über die Militärgeschichte von Málaga und seinem Hafen (leider nur in Spanisch beschriftet). | |
Den Rückweg nahmen wir dann durch die Parkanlagen unterhalb der Festung und auch die Kathedrale konnten wir noch kurz besichtigen. Den Tag ließen wir dann in einem urigen Restaurant im alten Ortskern von Torremolinos ausklingen, nicht ohne vorher noch die dortige Ansammlung von Bettenburgen und den Strand kurz besichtigt zu haben. |
Fahrt nach Sevilla (Ostersonntag, 08.04.2007) Der heutige Tag begann mit einem Schreck! Auf dem Bahnhof (Renfe) von Málaga erklärte man uns, dass die platzkartenpflichtigen Züge nach Sevilla für heute ausverkauft sind. Glücklicherweise fuhr aber ca. drei Stunden später ein Fernbus. In der Zwischenzeit besichtigten wir dann noch einmal die für die Umzüge geschmückte Stadt und eine große Prozession. Und nach einer angenehmen 2½-stündigen Busfahrt durch die vielfältigen Landschaften Anatoliens erreichten wir das Ziel unserer Reise dann doch noch. |
Auf dem Weg zum Hotel verliefen wir uns mehrmals in den unzähligen engen, gewundenen und malerischen Gassen von Sevillas Altstadt (Viertel Santa Cruz und Alameda). Nach dem Bezug des Zimmers erkundeten wir die Umgebung des Hotels, machten Rast am Guadalquivir und bewunderten die moderne (einseitige!) Schrägseilbücke "Puente del Alamillo", besichtigten eine der vielen Kirchen und die ansehnlichen Reste der Stadtmauer aus maurischer Zeit (siehe Photo) und aßen dann in einer Tapas-Bar mit Blick auf die Herkules-Säulen zu Abend (besser zur Nacht, denn vor 21 Uhr bekommt man hier kaum etwas zu essen). |
Kathedrale und Plaza de España (Montag, 09.04.2007) In Sevilla befindet sich die größte gothische Kathedrale der Welt, und sie ist nicht nur groß, sie ist geradezu überwältigend. Im Gegensatz zum Köllner Dom, der ja vor allem durch sein Äußeres imponiert, ist hier vor allem der Innenraum atemberaubend, gigantisch hoch und wunderschön. Wir brauchten mehrere Stunden, ehe wir all die Altäre, die Fenster, die Kunstwerke und die Kostbarkeiten wenigstens gesehen hatten - und dann immer wieder das Innehalten, Aufblicken und Staunen über diesen unbeschreiblich erhabenen Raum - dieses Gefühl kann auch das beste Foto nicht vermitteln, das muß man nicht nur gesehen haben, das muß man erlebt haben. Anschließend bestiegen wir natürlich auch noch den Turm der Kathedrale, die Giralda. Ursprünglich war er das Minarett einer Moschee an dieser Stelle, die auch schon riesig gewesen sein mußte. Der schöne Ausblick über die Stadt offenbarte uns auch, warum wir uns gestern immer wieder verlaufen hatten. |
Am Nachmittag schlenderten wir dann noch hinüber zum Plaza de España. Dieser Platz wurde 1929 anläßlich einer Ibero-Amerikanischen Ausstellung gestaltet. Unterhalb einer weitläufigen Bogengalerie befinden sich Keramikbilder, die jeweils eine der Regionen Spaniens durch die Darstellung charakteristischer Lanschaften, Bräuche oder herausragender Ereignisse symbolisieren.
Von dort fuhren wir mit dem Bus zum Hauptbahnhof und besorgten uns die Fahrkarten für die Rückfahrt nach Málaga. Das erinnerte so ganz an ein Deutsches Amt - Nummer ziehen und warten - 83 Kunden vor einem und zwei von acht Schaltern geöffnet. |
Alcázar (Dienstag, 10.04.2007) Der Besuch des alten Königspalast und der königlichen Gärten begann mit Schlange stehen (wahrscheinlich Dienstags besonders lange, da Montag geschlossen). Dafür wurden wir aber reichlich entschädigt. Der Palast mit seinen Räumen und Höfen ist ein einziges Wunderwerk orientalischer Ornamentik. Ob Wände, Decken oder die zahlreichen überwölbten Durchgänge - überall traumhafter flächiger Zierrat in Stuck (siehe linke Randleiste), Holz und Keramik. Interessant fand ich die Tatsache, daß diesen Palast ein christlichen Herrscher durch moslemische Künstler erbauen ließ - eine Entscheidung, die ich für weise halte, in Anbetracht der christlichen (west-)europäischen Architektur seiner Zeit. Und für einen eindringlichen Beweis, wie religiöse Toleranz zu kultureller Blüte führen kann. Der neuere Palastflügel war dann nicht mehr ganz so aufregend, dafür verbrachten wir um so mehr Zeit in den ausgedehten Parkanlagen des Alcázar, mit seinen vielen unterschiedlichen Quartieren (natürlich meist mit einem Brunnen oder Teich). |
Dann spazierten wir wieder durch die Altstadt-Gassen zurück zum Hotel und versuchten dabei den einen oder anderen Blick in die vielfach wunderschönen Innenhöfe der Gebäude zu ergattern, tranken in einer Konditorei Kaffee und besuchten noch zwei Kirchen.
Ich weiß nicht, ob die Altstadt komplett unter Denkmalschutz steht - die alten Häuser genügen wohl kaum modernen Ansprüchen und so sieht man auch allenthalben Verfall. Andererseits ist interessant, wie bei der Modernisierung oftmals nur noch die Fassade (teils auch die der Innenhöfe) stehen bleibt und dahinter (bzw. dazwischen) praktisch Neubauten entstehen. Nachdem wir uns dann im Hotel etwas ausgeruht hatten, fuhren wir mit dem Bus wieder in die Innenstadt, um noch ein paar Fotos von Sevilla bei Nacht zu machen. Und dann verbrachten wir unseren leider schon letzten Abend hier in einer (besser vor einer) der vielen Bodegas in den Gassen der Altstadt. |
Abschied von Sevilla (Mittwoch, 11.04.2007) Zum Abschied wollten wir noch das Stierkampf-Museum in der Arena besichtigen, aber es gab nur geführten Einlaß in Spanisch und Englisch und wir hätten etwas warten müssen. So schlenderten wir noch etwas den Fluß entlang und besuchten den Torre del Oro, den Gold-Turm, eines der ältesten Gebäude und Wahrzeichen Sevillas, der (auch mit einer Ausstellung in seinem Inneren) an die Glorreichen Zeiten Sevillas als Hafenstadt erinnert. Immerhin wurde von hier aus Amerika entdeckt und vor allem nach hier wurden die Goldschätze der Ureinwohner Südamerikas verbracht. Auf dem Rückweg ins Hotel kauften wir dann noch einen Kupferstich mit einer Ansicht von Sevilla etwas abseits von den Touristen-Pfaden. Der Künstler Norberto León Rios hatte in seinem Atelier eine wirklich schöne Auswahl und zeigte uns dann auch noch die Platte, von der unser Stich abgezogen wurde und versuchte uns dazu noch einiges zu erzählen, doch leider sprechen wir kein Spanisch. |
Nachdem wir unser Gepäck an der Hotel-Rezeption abgeholt hatten, machten wir noch einmal Rast am Ufer des Guadalquivir. Hier wurden wir von einer Polizeistreife darauf aufmerksam gemacht, dass es sehr gefährlich sei hier einzuschlafen - unser Gepäck würde dann wahrscheinlich gestohlen.
Also brachen wir bald zum Bahnhof auf und nach 2½ Stunden Bahnfahrt (leider nur kurz durch die beeindruckende Schlucht Garganta del Chorro) empfing uns Málaga mit Kälte und Regen. Für diese eine Nacht hatten wir aber ein Hotel direkt in Málaga gebucht und so war dies kein Problem. |
Picasso in Málaga (Donnerstag, 12.04.2007) Am Morgen regnete es nicht mehr und so wandelten wir vor dem Abflug auf den Spuren von Picasso, der hier in Málaga geboren wurde. Das Geburtshaus war leicht zu finden, die Ausstellung mit Keramiken von ihm enttäuschte aber etwas. Das Museum mit 150 Werken im Palacio Buenavista war da schon besser - aber man muß Picasso schon lieben. Mehr noch als die eigentliche Ausstellung faszinierte uns eine junge Museumspädagogin, wie sie einer Schulklasse die Werke erläuterte. Anschließend versuchten wir am Ufer des Rio Guadalmedina (siehe Foto) entlang das Meer zu erreichen - leider vergebens. | |
Rückflug (Donnerstag, 12.04.2007) Der Rückflug verlief etwas turbulent, der Flieger von Málaga nach Frankfurt hatte Verspätung und der Weiterflug nach Dresden war schon eher abgeflogen (Flugplan-Änderung, auch das gibt es!). Dadurch waren wir noch eine Nacht Gäste der Lufthansa in einem Hotel nahe Frankfurt und kamen erst am Freitag Vormittag in Dresden an. |